In absehbarer Zeit, nämlich zwischen den Jahren 2025 und 2035, endet für den Großteil der Biogasanlagen in Deutschland die 20-jährige Förderlaufzeit nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Rein technisch gesehen könnten viele dieser Anlagen weiter betrieben werden, über der wirtschaftlichen Tragfähigkeit der Bioenergie nach Auslaufen der Förderung schwebt allerdings ein großes Fragezeichen. Deshalb wurden mit Unterstützung des Bundeslandwirtschaftsministeriums diverse Forschungsprojekte gestartet, in denen Wissenschaftler Konzepte erarbeiten, um Betreibern von Biomasse-Anlagen Handlungsempfehlungen für die Post-EEG-Zeit zu geben.
Forschungsprojekte zur Zukunft von Biogasanlagen: Drei Beispiele
Ein Team der Technischen Hochschule Ingolstadt, der Fachhochschule Münster und des Agrar- und Energienetzwerks C.A.R.M.E.N. analysiert unter dem Projektnamen „REzAB“, welchen Repoweringbedarf bestehende Biogasanlagen haben, um nach dem Ende ihrer EEG-Laufzeit erfolgreich an Ausschreibungen teilnehmen zu können. Diesem auktionsbasierten Fördermodell müssen sich neue Anlagen zur erneuerbaren Energieerzeugung bereits heute stellen. Die Wissenschaftler nehmen den baulichen Zustand und das technische Optimierungspotenzial von 14 Praxisanlagen unter die Lupe, die repräsentativ für typische Biogasanlagen in Deutschland sind. Die zentrale Frage: Mit welchen Maßnahmen kann eine Bestandsanlage mindestens zehn weitere Jahre Strom produzieren und zu welchem Preis?
Forscher der Universitäten Stuttgart und Lüneburg sowie der Hochschule Nordhausen stellen im Rahmen des Projektes „Next Generation (Biogas)“ den Mehrwert der Bioenergie in den Fokus. Biogasanlagen, so der Gedanke, könnten neben der reinen Energieerzeugung das Stromnetz stabilisieren, Nährstoffeinträge in Gewässer und Methanemissionen in die Umwelt verringern, die Biodiversität erhöhen, Nährstoffkreisläufe schließen und nicht zuletzt Wertschöpfung und Arbeitsplätze im ländlichen Raum schaffen. Diese positiven Effekte wollen die Wissenschaftler als Basis für tragfähige Finanzierungskonzepte der Zukunft nutzen.
Strom aus Biogasanlagen hat zwar vergleichsweise hohe Gestehungskosten, aber auch besondere Fähigkeiten bei der Stabilisierung der Energieversorgung. So lautet der Ansatz des Forschungsprojektes „SmartBio“ der Technischen Hochschule Ingolstadt. Dort wird quantifiziert, welches zusätzliche Einkommen Bioenergie in einem sogenannten Smart Market erwirtschaften kann, also in einem temporär und lokal agierenden Markt für flexible zu- und abschaltbare Strommarktteilnehmer. Unter Umständen, so die am Projekt beteiligten Wissenschaftler, könnten Biogasanlagen künftig in der Lage sein, auf Verteilnetzebene Aufgaben von dann stillgelegten fossilen Kraftwerken zu übernehmen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Bild © Philipp Pohlmann, Pixelio
Quelle: Agentur für Erneuerbare Energien (AEE)
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.