In Deutschland und der ganzen Welt bildet die Wasserkraft eine tragende Säule der erneuerbaren Energieversorgung. Dennoch ist diese Form der Stromerzeugung nicht gänzlich unumstritten – immerhin bedeuten Wasserkraftwerke stets einen Eingriff in natürliche Ökosysteme. Deshalb gilt innerhalb der nachhaltigen Strombranche Deutschlands mittlerweile der Leitspruch: Ausbau statt Neubau.
Tradition und Effizienz
Die Wasserkraft ist die wohl älteste Technologie zur Energiegewinnung. Bereits im alten Rom wurden Wasserräder zum Betrieb von Getreidemühlen genutzt, in vorindustrieller Zeit kam die Methode in Hammer- und Sägewerken zum Einsatz. Durch die Entdeckung des dynamoelektrischen Prinzips Mitte des 19. Jahrhunderts konnte die Bewegungsenergie des Wassers fortan per Generator in Strom umgewandelt werden. Ein wichtiger Baustein für die Elektrifizierung. Heute gelten Wasserkraftwerke mit ihrem enormen Wirkungsgrad von bis zu 94 Prozent als effizienteste Technologie der erneuerbaren Energiegewinnung. Zugleich verfügen die Anlagen über einen enorm langen Lebenszyklus von durchschnittlich 60 Jahren. Weltweit trägt die Wasserkraft mit einem Anteil von 18 Prozent zur Stromerzeugung bei – und liegt damit auf Augenhöhe mit der Kernenergie. In Deutschland, wo knapp 600 Laufwasserkraftwerke, etwa 4.500 Kleinwasserkraftwerke sowie rund zwei Dutzend Speicherkraftwerke in Betrieb stehen, fällt die Quote deutlich geringer aus. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass hierzulande kaum noch Standorte für einen möglichen Neubau großer Wasserkraftwerke existieren. Um die diesbezügliche Stromproduktion trotzdem zu erhöhen, werden bestehende Anlagen von Betreiberseite immer öfter optimiert. Dies verhindert weitere Eingriffe in die Natur durch den Bau neuer Kraftwerke und wertet zugleich Bestandsanlagen durch gezielt ökologisch ausgerichtete Modernisierungsmaßnahmen auf.
Ausbau statt Neubau
Der Ökostromanbieter NaturEnergiePlus, dessen Stromprodukte zu 100 Prozent aus heimischen Wasserkraftwerken an Donau, Iller Neckar und Rhein stammen, berichtet beispielhaft von Moderniserungsprozessen seiner Anlagen, die nicht nur zu höheren Energieerträgen, sondern auch zu einer verbesserten Naturverträglichkeit geführt haben. So wurden bei der Umstrukturierung mehrerer Standorte unter anderem natürlich gestaltete Uferzonen und Laichplätze verwirklicht als auch spezielle Fischpässe geschaffen, um die Lebensräume wandernder Arten zu verbinden. Auch das wirtschaftliche Potenzial solcher Kraftwerksmodernisierungen ist ein schlagendes Argument: Prof. Dr.-Ing. Eberhard Göde, Spezialist für Strömungsmechanik an der Universität Stuttgart, beziffert das Ausbaupotenzial bei bestehenden Wasserkraftwerken in Deutschland auf 20 bis 30 Prozent. Dadurch könnte eine Vielzahl zusätzlicher Haushalte mit erneuerbar erzeugtem Strom versorgt werden, was Deutschlands CO2-Ausstoß wiederum spürbar sinken ließe.
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.