Die Macher der Energiewende: Teil 3 der StromAuskunft Interviewreihe.
Heute: Florian Henle, einer der drei Gründer des Ökoenergieversorgers Polarstern Energie.
Stellen Sie sich und ihr Unternehmen doch bitte kurz vor:
Ich heiße Florian Henle und bin Gründer und Geschäftsführer des Ökoenergieversorgers Polarstern, dem ersten Ökoenergieversorger, der sowohl beim Strom als auch beim Gas ausschließlich auf erneuerbare Energien setzt. Gerade im Wärmemarkt ist das leider nach wie vor selten. Da gibt es kaum Öko- oder Biogas, das zu 100 Prozent auf erneuerbaren Energien basiert. Uns geht es bei Polarstern darum, die Energiewende direkt zu unterstützen – mit Angeboten und Taten, die wirken und ehrlich sind.
Was hat Sie zur Gründung von Polarstern Energie bewegt?
Ich wollte mit meiner Arbeitszeit und meinem Arbeitsleben etwas Sinnvolles tun; die Welt auch für meine Kinder lebenswert machen und unsere Zukunft mitgestalten. Gerade im Bereich Energie kann viel bewegt werden. Mit Polarstern hat heute jeder Haushalt in Deutschland die Chance, zu wirklich glaubwürdiger Ökoenergie zu wechseln, die wirkt – in Deutschland und über unsere Projekte in Entwicklungsländern auch weltweit. Außerdem will ich mit Polarstern zeigen, wie ein energiebewusstes Leben heute aussehen kann – und so mit dem Mythos aufräumen, dass ein nachhaltiger Alltag eine asketische Lebensführung bedeutet. Es macht nämlich einfach gleichermaßen Sinn und Spaß, bewusster zu leben. In unserer Kommunikation per Newsletter, Polarstern-Blog und in unseren Social Media Kanälen motivieren wir das einfach mal selbst auszuprobieren.
Ihre Strom- und Gastarife heißen „Wirklich Ökostrom“ und „Wirklich Ökogas“. Was hat es damit auf sich und wie werden Strom und Gas bei Ihnen erzeugt?
Wirklich steht bei uns für glaubwürdigen Ökostrom und Ökogas. Also für Energie, die zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammt – deutscher Wasserkraft bzw. organische Reststoffe, die bei der Zuckerproduktion anfallen. Wer sich für Ökostrom oder Ökogas entscheidet, der will schließlich die Energiewende unterstützen. Während der typische Verbraucher glaubt, dass ein Ökostrom- oder Ökogasprodukt immer komplett aus erneuerbaren Energien stammt und er so die Energiewende fördert, ist das nicht automatisch richtig. Beim Ökostrom kommt es stark auf den Zubaueffekt an, das heißt, dass nicht nur den Status Quo gehalten, sondern die Energiewende weiter gefördert wird. Und beim Ökogas basiert allgemein nur eine kleine Minderheit der Tarife komplett auf Erneuerbaren. In der Regel sind es Beimischprodukte mit einem Bruchteil von nur 10 bis 30 Prozent Biogas. Oder es sind Klimatarife. Da wird quasi eine Art Ablasshandel betrieben, indem der durch den eigenen Energieverbrauch verursachte CO2-Ausstoß beispielsweise durch Regenwaldprojekte ausgeglichen wird. Insofern sind „Wirklich Ökostrom“ und „Wirklich Ökogas“ auch als Abgrenzung zu anderen Energieversorgern und -angeboten zu verstehen, die oft den Öko-Begriff aushöhlen.
Sie schreiben auf Ihrer Webseite, dass Ihre Energie die Welt verändert. Wie meinen Sie das?
Zusammen mit jedem Polarstern-Kunden fördern wir direkt wie eben beschrieben die Energiewende in Deutschland und in Europa sowie in Entwicklungsländern. Für jeden Kunden investieren wir in konkrete Projekte beispielsweise zur Energieeffizienz oder den Ausbau von Ökokraftwerken. Und wir helfen für jeden Kunden einer Familie in einem Entwicklungsland bei ihrem Weg in die gemeinsame Energiezukunft: Sie erhalten Hilfe beim Bau einer eigenen Mikro-Biogasanlage, die mit dem Dung der Tiere betrieben wird. Diese Hilfe zur Selbsthilfe ist ein wichtiger Meilenstein, um ihren Weg zu einem höheren Lebensstandard auf erneuerbare Beine zu stellen – unabhängig von provisorischen, teuren oder fossilen Energieträgern wie Feuerholz, Petroleum oder Kerosin. Unter https://www.polarstern-energie.de/kambodscha/ kann sich jeder Interessent ansehen, welchen Unterschied er mit seiner Stromrechnung bewirken kann.
Ihr Unternehmen engagiert sich sehr für den Klimaschutz. Was können kleinere Unternehmen oder auch Privatpersonen unternehmen, um den globalen Klimawandel aufzuhalten.
Im Grunde ist es ganz einfach. Wir müssen nur etwas bewusster leben. Das heißt, Energien und Ressourcen nicht als selbstverständlich betrachten, sondern uns ihrer Bedeutung, die sie für unser Leben haben, immer wieder bewusst werden. Jeder ist ein wichtiger Impulsgeber und Vorbild für sein Umfeld, seine Freunde, Familie, Kollegen und Nachbarn etc. und kann sie zum Mit- und Nachmachen anregen. Die Energiewende ist nur gemeinsam zu schaffen. Und die wesentlichen Treiber sind die Bürger und Unternehmen selbst. Sie können Energie sparen, Ökoenergie beziehen und die erneuerbaren Energien fördern, auch zum Beispiel indem sie selbst Energie erzeugen etwa mit einer Solaranlage oder einem Blockheizkraftwerk. Hier liegt nach wie vor ein unglaubliches Potenzial.
Der Energiemarkt in Deutschland steht vor großen Veränderungen. Die etablierten Energieversorger wir RWE, E.ON und ENBW geben gerade viel von ihrer Macht ab, Verbraucher werden zunehmend selber zu Energieerzeugern (Prosumern). Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Sehr positiv. Selbst Energie erzeugen und verbrauchen stärkt das Energiebewusstsein. Die sogenannten Prosumer sind wichtige Vorreiter der Energiezukunft. Sie senken aktuell ihre Energiekosten im Haushalt im Schnitt um rund 30 Prozent und reduzieren ihren CO2-Fußabdruck pro Person um bis zu einem Viertel. Auch sind Prosumer-Haushalte laut Studien energiebewusster in ihrem Verhalten – sie kaufen eher energieeffiziente Geräte und achten allgemein stärker auf ihren Energieverbrauch.
Unsere Rolle bei Polarstern als Energieversorger ist es, genau hier anzusetzen und die Energiewende in Haushalten und Unternehmen zu unterstützen. Dazu gehört, ihnen die Möglichkeit zu bieten, selbst Energie zu erzeugen und zu nutzen und nicht benötigte Energie idealerweise Dritten zur Verfügung zu stellen. So treiben wir zusammen die Energiewende von unten voran. Die Kombination aus selbst erzeugter Energie und Ökostrom und/oder Ökogas ist nicht nur wirtschaftlich, sondern auch mit Blick auf die Energiewende absolut sinnvoll.
Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Themen und Treiber für die Energiewende in Deutschland und in der Welt.
Jeder einzelne Bürger ist ein wichtiger Akteur. Mit seinen Konsumentscheidungen und seinem Alltagshandeln hat er mehr Macht und Einfluss auf die Politik und die Wirtschaft als oft gedacht. Auch soziale Unternehmen, zu denen Polarstern gehört, helfen, wichtige gesellschaftliche Herausforderungen voranzutreiben, weil es ihnen in erster Linie um die Sache und nicht allein um den Profit geht.
Wie beurteilen Sie die Arbeit der Bundesregierung im Hinblick auf die Energiewende? Wird dort genug unternommen? Was sollte Ihrer Meinung nach von der Politik verbessert werden?
Die Energiewende muss auch wirtschaftlich interessant sein – für Unternehmen genauso wie für die Haushalte. Gleichzeitig müssen Subventionen eingedämmt und Anreize gesetzt werden, um marktfähige Lösungen zu fördern und die Energiewende auf nachhaltige Beine zu stellen. Konzepte und Angebote müssen sich auch dann tragen, wenn die Subventionen auslaufen. Ein weiterer Punkt ist die sogenannte Wärmewende. Während im Strombereich schon viel erreicht wurde, hinkt der Wärmemarkt stark hinterher und das, obwohl hier 80 Prozent der Energie in privaten Haushalten anfallen. Auch hier muss die Politik mehr Anreize schaffen.
Mit welchen Themen im Energiebereich beschäftigen Sie sich aktuell?
Wir sind ständig dabei, unsere Produktpalette zu erweitern und neue Angebote zu entwickeln, um Unternehmen und Verbrauchern ein energiebewusstes Leben zu ermöglichen und zu erleichtern. Dazu gehören für uns Angebote, um die eigene Energiewende etwa als Prosumer mit Photovoltaikanlagen etc. voranzutreiben sowie Kooperationen mit Smart-Home-Unternehmen im Bereich der Heizungssteuerung. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit Partnern und Kunden die Energiewende voranzubringen. Sie kann nur zusammen gelingen. Da sind in unseren Augen Einzelkämpfer auf verlorenem Posten. Wir setzen deshalb auf ein Netzwerk an glaubwürdigen Partnern, die es wie wir ehrlich meinen mit der Energiewende und die mit Leidenschaft und Tatkraft an die Sache rangehen.
Wir bedanken uns recht herzlich bei Florian Henle von Polarstern Energie für dieses Interview.