StromAuskunft startet eine neue Interviewreihe mit den Machern der Energiewende.
Den Auftakt macht Stephan Günther von Energieheld. Stephan ist bei energieheld für das Marketing und die Redaktion zuständig.
1. Stellen Sie sich und ihr Unternehmen doch bitte kurz vor:
Wir bei energieheld helfen bei der Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen von Gebäuden. Dafür haben wir das unabhängige Online-Portal www.energieheld.de, sowie einige Kundenberater bei uns im Büro. Wir sind ein erst 2,5 Jahre altes Start-Up aus Hannover. Unser Ziel ist es die Energiewende in Deutschland mit voran zu bringen.
2. Was hat Sie zur Gründung von energieheld.de bewegt?
Die Idee entstand aus einem realen Problem. Die Eltern von Michael Kessler, einer der Gründer von energieheld, überlegten sich eine Photovoltaikanlage auf ihr Dach montieren zu lassen. In diesem Rahmen ist Michael aufgefallen wie schwierig es doch ist an umfassende und vor allem unabhängige Informationen zu gelangen. So entstand die Idee, vielleicht selber ein solches Informationsportal aufzubauen.
Bei Gründung war das Team zu viert. Drei Wirtschafts-Ingenieure (zwei mit Diplom- einer mit Master-Abschluss), sowie ein IT-Zuständiger. Mit der Entwicklung des energieCHECKS, ein Online-Tool welches das Einsparpotential von Eigenheimen ermittelt, gewann energieheld einige Gründerpreise. Dann nahm die Entwicklung ihren Lauf und mittlerweile haben wir täglich zwischen 4.500 und 6.000 Besucher auf der Website. Tendenz steigend.
3. Wie funktioniert Energieheld.de?
Wer sich für Sanierungsmaßnahmen interessiert, sei es eine Dämmung, eine neue Heizung oder Solaranlagen, der informiert sich häufig als erstes im Internet dazu. So gelangen die Besucher zu uns. Wir haben ein umfangreiches Portal auf denen wir die diversen Möglichkeiten, die Vor- und Nachteile, die Wirtschaftlichkeit etc. der verschiedenen Sanierungsmöglichkeiten erläutern. Wir sind hier stets auf ein Höchstmaß an Korrektheit und Unabhängigkeit von Marken und Herstellern fokussiert. Die Sanierungsinteressierten können so an viele Infos rund um Ihre Sanierung gelangen.
Bei konkretem Interesse können wir die entsprechenden regionalen Handwerker deutschlandweit vermitteln. Hierzu dient uns ein Netzwerk in dem sich mehrere tausend Handwerksfirmen eingetragen haben. Zudem übernehmen wir eine persönliche Beratung für Sanierungen in den Regionen um Hannover und Bremen. In Hannover haben wir unseren Firmensitz und eine Filiale in Bremen.
4. Wann lohnt sich eine Gebäudesanierung?
Das lässt sich so pauschal nur schwer beantworten. Wenn ein Gebäude älter ist als 20 Jahre und die Heiztechnik nicht erneuert wurde gibt es eigentlich viele sinnvolle Möglichkeiten. Moderne Heizungsanlagen sind beispielsweise mittlerweile wesentlich effizienter als alte Modelle. Wer hier also eine neue Heizung benötigt sollte möglichst gleich auf eine mit Brennwert-Technik umsteigen. Diese kostet etwa 1.000 Euro mehr, ist aber 10% effizienter, so dass sie sich durchschnittlich nach 5 bis 6 Jahren amortisiert. Der Großteil dieser Mehrkosten liegt jedoch in der Anpassung des Schornsteines, wobei es sich um eine Einmalzahlung handelt. Wird nach weiteren 20 bis 25 Jahren die Heizung wieder erneuert, fallen diese Kosten nicht mehr an. Ab September 2015 dürfen die Hersteller außerdem fast nur noch Brennwertgeräte herstellen, so dass diese Kosten dann spätestens bei der nächsten Heizungssanierung anfallen würden.
Ein weiteres Beispiel: Die Dämmung der obersten Geschossdecke, also des Dachbodens, oder der ausgebauten Dachschrägen lohnt sich fast immer. Ein Großteil der Wärme geht im Winter über das Dach verloren, hier können durch eine Einblasdämmung Energiekosten von 20 bis 30% eingespart werden. Durch das günstige und einfache Verfahren amortisieren sich die Kosten hierfür bereits nach 3 bis 4 Jahren. Danach wird hiermit Geld und CO2 eingespart.
Naja, dies waren jetzt nur zwei Beispiele, im Ganzen ist die energetische Gebäudesanierung ein komplexes Thema. Dazu kommt noch, dass auch jedes Gebäude unterschiedlich ist und eben nur wenige pauschale Aussagen getroffen werden können. Es gibt viele Möglichkeiten Energie und damit Kosten und CO2 einzusparen.
5. Mit welchen Themen im Energiebereich beschäftigen Sie sich aktuell?
Aktuell ist das Thema der Infrarotheizung ein interessanter Bereich. Infrarotheizungen sind eine besondere Art der Elektroheizung. Es wird also mit Strom geheizt. Das ist an sich erst mal sehr teuer (ca. 28 Cent pro kWh, Gas kostet nur etwa 7 Cent pro kWh), jedoch sind die Anschaffungskosten von Infrarotheizungen günstiger. Sie benötigen keine Verrohrung im Gebäude, keinen Öltank, keinen Gasanschluss, etc.
Aber Sie ahnen es sicherlich schon, Gebäude in denen diese Rechnung langfristig positiv aufgeht sind selten. Im Normalfall sind Heizsysteme, beispielsweise mit Gas als Brennstoff, finanziell sinnvoller. Vor allem in Räumen, welche eher selten genutzt werden eignen sich jedoch auch Infrarotheizungen. Etwa Ferienwohnungen, Gartenhäuschen etc. Hier würden die Investitionskosten einfach viel stärker ins Gewicht fallen, als die Betriebskosten. Allerdings können Infrarotheizungen auch eine Alternative für Besitzer mit alten Nachtspeicherheizungen sein. Da diese Heizung sich wesentlich besser regeln lässt, und die Wärme gezielt abgibt, verbraucht sie auch weniger Strom. Wenn der Strom zum Heizen dann noch von einem Ökostromanbieter stammt, klappt es auch wieder mit dem eigenen CO2-Fußabdruck, wie man so schön sagt.
Hier gibt es Aufklärungsbedarf, aktuell bauen wir diesen Bereich auf unserer Website weiter aus.
6. Wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen für die Energiewende?
Ja, das ist ein schwieriges Thema. Mir persönlich könnte es hier etwas schneller gehen. Durch entsprechende, politische Entscheidungen könnte viel für die Energiewende und den Umweltschutz getan werden.
Allerdings möchte ich auch keiner von den ständigen Schwarzmalern sein. Wir haben in Deutschland schon viel erreicht. Ein Anteil von 25% der Stromerzeugung stammt in Deutschland bereits aus erneuerbaren Energien. Das ist doch schon etwas. Hoffentlich erlebe ich noch den kompletten Umstieg auf 100%. Aber wichtig ist neben dem Strom eben auch die Wärmeenergie. Diese wird leider oft nicht beachtet, vor allem in den Medien. Durch die Erzeugung von Wärmeenergie in deutschen Wohnungen und Häusern wird ein riesiger Anteil des CO2 frei gesetzt. Hier ist ein Umdenken notwendig. Also nicht „nur“ Photovoltaik und Windkraft zur Stromerzeugung, sondern auch Pelletheizung, Wärmepumpe und Solarthermie für nachhaltige Wärme! So wird die Energiewende gelingen. Dazu noch eine weiter steigende Energieeffizienz durch Technikverbesserungen in den Haushalten, dann klappt es.
7. Was sollte Ihrer Meinung nach von der Politik verbessert werden?
Wie bereits eben erwähnt würde ich hier eine stärkere Fokussierung der „Wärmewende“ befürworten. Das heißt im Klartext mehr Unterstützung für den Ausbau von Solarthermie, Dämmung und effizienter Heiztechnik. Aufklärungsarbeit und das Schaffen von Investitionsanreizen wäre sinnvoll. Oft wird ja eine Arte der „Abwrackprämie für alte Heizungen“ diskutiert. Vielleicht wäre dies gar nicht so eine schlechte Idee.
Ich persönlich fände es sinnvoll, wenn die Kosten der CO2-Produktion stärkere Beachtung fänden. So könnten zum Beispiel Dämmungen mit natürlichen Dämmstoffen etwas stärker gefördert werden als Dämmungen mit synthetisch aufwendig hergestellten Stoffen. Natürlich ist dies ein schwieriges Thema da man die genauen Schäden der Zukunft durch das CO2 schlecht vorhersehen kann, schon gar nicht finanziell. Hier streiten sich die Gelehrten, aber es muss doch möglich sein als Gesellschaft die weitreichenden Probleme und Klimaschäden die wir verursachen zu Begrenzen und ihnen entgegenzuwirken.
Vielleicht ist es nicht die beste Idee in wenigen Generationen den gesamten Vorrat an fossilen Brennstoffen zu verheizen, diesen CO2-Schock wird zu Problemen führen. Die Forschung warnt ja quasi täglich vor den Folgen der Klimaerwärmung. Ist ja nicht so, als wüssten wir das alle nicht…
Wir bedanken uns recht herzlich bei Stephan Günther von Energield.de für dieses Interview.