Bericht über die Management Circle Praxiskonferenz vom 1.12. 2015, Berlin
Der digitale Wandel ist in aller Munde, so auch in der Energiebranche. Auf der Fachkonferenz „Die digitale Zukunft der Energiewirtschaft“ am 1.12.2015 diskutierten Experten aus der Energiebranche über die maßgeblichen Trends der Energiebranche.
Im Mittelpunkt der hochkarätigen Veranstaltung stand der digitale Wandel, der neue Anforderungen an die etablierte Marktteilnehmer stellt und zu Erlösmodellen führt, aber eben auch dazu führt, dass alte – bisher sehr lukrative – Geschäftsmodelle wegfallen. Der neue Kunde ist digital, aktiv und erwartet eine neue, bessere Kommunikation sowie bessere Services von seinem Versorgungsunternehmen.
In der Keynote „Zukunftstrends der Energiewirtschaft“ hat Lars Thomson, Gründer der future matters AG eindrucksvoll einen Überblick über den möglichen technologischen Wandel der Branche aufgezeigt. Thomson setzt Digitalisierung mit Smartness gleich und zeigte anhand von Beispielen aus der Vergangenheit Tipping Points sowie disruptive Geschäftsmodelle auf. ImBezug auf die Energiebranche war eine Aussage, dass wir gerade den Shift von fossilen Brennstoffen zu Erneuerbaren erleben und das das Ende der fossilen Brennstoffe einläuten. Am Beispiel von Teslas Gigafactory One, die von der Grundfläche 24 mal so groß wie die Allianz Arena ist, machte er deutlich, wie aus „Konsumern Prosumer“ werden. Durch riesige Speicherkapazitäten gekoppelt mit deutlich günstigeren Batteriepreisen wird es in Zukunft deutlich günstiger sein Energie dezentral zu erzeugen. Er erwartet, dass sich der Markt für Stromspeicher rasant weiterentwickeln wird.
Einen Überblick über den aktuellen Stand von Digitalisierung und Big Data in der Energiebranche gab Dr. Andreas Olbrich, Geschäftsführer conenergy Unternehmensberatung GmbH. Seiner Meinung nach liegt der größte Bedarf der Digitalisierung im Bereich von Vertrieb und Services. Viele Prozesse, die in anderen Branchen schon komplett digital ablaufen, sind in der Energiebranche noch nicht angekommen. Auch müssen Versorger aufpassen, dass nicht neue Player das Geschäft oder einen Teil des Geschäftes mit dem Endkunden übernehmen. Check24 und Verivox sind hier zwei Beispiele, die es geschafft haben, in recht kurzer Zeit große Kundendatenbanken von Strom- und Gaskunden aufzubauen. Mittlerweile werden rund 54% der Stromverträge über das Internet abgeschlossen und bis zu 75 % werden durch das Internet initiiert.
Über Phantasie und Realität in Bezug auf die Digitalisierung der Energiebranche sprach Uli Huener, Head of Innovation Management bei der EnBW Energie Baden Württemberg AG. Seiner Meinung nach ist der digitale Wandel durch 3 Faktoren getrieben. Auslöser ist immer eine neue Technologie. Dann kommen die neuen Angebote, die auf selbiger basieren und zugleich entstehen neue Kundenbedürfnisse, die es vorher nicht gab. So entstehen z. B. gerade völlig neue Kundenerwartungen bezüglich Interaktion und Service von Endkunden an Versorger.
Markus Hinz, Director, Multi Vertical, Google Germany gab gegen Ende Veranstaltungen in seinem Vortrag „Think mobile – Der Trend zu mobile Devices und die Konsequenz für neue Energiedienstleistungen“ Einblicke in das veränderte Konsumentenverhalten durch die Nutzung von Smartphoens. Er zeigte eindrucksvoll auf, wie das zu innovative Geschäftsideen und zu Disruption in etablierten Branchen geführt hat, z.B. im Bereich Taxi (Uber, MyTaxi) und Dating (Tinder). Er sieht die Entwicklung dabei immer noch ganz am Anfang und rät der Energiebrache, sich Services für das veränderte Konsumentenverhalten zu überlegen.