Strom- und Gasrechnungen gehören zu den letzten Bastionen pauschaler Zahlungsmodelle. Warum wir immer noch Monat für Monat einen ungefähren Schätzwert an unsere Energieversorger entrichten, um dann nach Jahresfrist das große Erwachen zu erleben, wissen wir Verbraucher wohl selbst nicht so genau. Es war einfach nie anders. Nun aber fordert Günther Oettinger, Deutschlands Energiepolitiker auf der europäischen Bühne, detaillierte Monatsrechnungen für alle Kunden.
EU regt neue Abrechnungsmodelle für Strom und Gas an
In der „Welt am Sonntag“ erklärte Oettinger vor wenigen Tagen Folgendes: „Wir wollen keine großen Abrechnungen mehr, die der Kunde nur einmal im Jahr von seinem Versorger bekommt. Stattdessen gibt es eine detaillierte Verbrauchs- und Kostenrechnung, und die jeden Monat. Wer Auto fährt, weiß, wie die Benzinpreise wo sind, wie viel sein Wagen auf hundert Kilometer verbraucht. Im Stromverbrauch oder bei der Wärme sind wir sehr wenig informiert und entscheidungsfähig.“ Genau dies soll sich auch durch den am Dienstag vorgelegten Energieeffizienzplan der EU-Kommision ändern. Das Papier enthält unter anderem die dringende Empfehlung, Europa in Sachen intelligente Netze und Zähler flächendeckend fit zu machen. In der neuen Welt der Smart Grids und Smart Meter würden sich die bisherigen Abrechnungsmodelle für Strom und Gas nämlich selbst erübrigen. Und nicht nur das – auch die gegenwärtigen Tarife der Anbieter müssten deutlich umformuliert werden.
Was die Energieversorgung der Zukunft braucht – da sind sich alle Experten einig – sind zeit- und lastvariable Tarife mit kurzfristig detaillierten Abrechnungen. Das schafft nicht nur ein Plus an Energieeffizienz durch intelligenteren Verbrauch, sondern auch mehr Transparenz und damit eine höhere Selbstbestimmtheit der Energieverbraucher. Und mal ganz nebenbei: Würden die Versorger die große Rechnungskeule nicht nur einmal pro Jahr rausholen, sondern Preissteigerungen unmittelbar auf ihren Kunden abladen, würden wir wahrscheinlich eine ganzjährig stabile Quote von Anbieterwechseln beobachten.
Foto © Pixelio, Ernst Rose
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