Laut inzwischen bestätigten Medienberichten stellt die Bundesregierung den bislang uneingeschränkten Einspeisevorrang für Strom aus erneuerbaren Energien auf den Prüfstand. Hintergrund ist neben der Empfehlung eines im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erstellten Gutachtens vor allem das liebe Geld: Denn der Vorrang für Ökostrom kostet den Bund wegen des rückständigen Netzausbaus jedes Jahr eine glatte Milliarde.
Bundesregierung prüft Einspeisevorrang für erneuerbare Energien
Der im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgeschriebene Einspeisevorrang regelt die Priorisierung von Ökostrom aus Wind, Wasser, Sonne und Biomasse gegenüber konventionell erzeugter Elektrizität. Das heißt, Strom aus erneuerbaren Energien wird, sofern vorhanden, stets vor Kohle-, Gas- oder Atomstrom ins Netz gespeist. Der mit dem EEG im Jahr 2000 in Kraft getretene Einspeisevorrang hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Ökostromquote in Deutschland heute bei mehr als einem Drittel liegt.
Im betreffenden Gutachten heißt es nun, dass sich durch eine „moderate Relativierung des Einspeisevorrangs für erneuerbare Energien (…) nennenswerte Netzengpasskosten einsparen lassen“. Und genau diese Kosten sind der Bundesregierung – insbesondere dem Unionsteil – ein Dorn im Auge. Die Einspeisung der schwankenden Stromerträge aus Wind und Sonne muss durch häufige Netzeingriffe ausgeglichen werden, weil weder der Netzausbau noch die notwendigen Speichertechnologien mit dem Tempo der Energiewende Schritt gehalten haben. Werden die Anlagen abgeregelt, erhalten die Betreiber die hohe Vergütung für erneuerbaren Strom aufgrund des Einspeisevorrangs aber weiter. Diese „Netzengpasskosten“ belaufen sich jährlich auf mindestens eine Milliarde Euro.
Zur Beruhigung der Gemüter hat das Bundeswirtschaftsministerium inzwischen folgende Botschaft getwittert: „Es handelt sich um Ergebnisse einer Studie. Hintergrund sind die sehr hohen Netzengpasskosten. BMWi wird Ergebnisse der Studie zunächst prüfen. Es geht nicht darum, den Einspeisevorrang für EE aufzugeben. Das wäre schon europarechtlich gar nicht möglich.“
Dazu noch ein paar kritische Kommentare aus dem Umweltschutz. „Der Vorrang für erneuerbare Energien ist das einzige rechtliche Element, das sauberen Strom im Netz besserstellt als schmutzigen Strom aus konventionellen Kraftwerken. Schafft die Bundesregierung diese Gewissheit der Energiewende ab, scheinen auch weitere Einschnitte möglich“, sagt Marcel Keiffenheim von der Energiegenossenschaft Greenpeace Energy. Thorben Becker, Energieexperte beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), appelliert: „Kohle und Atom müssen Platz für die Erneuerbaren machen – nicht andersherum! Wichtig ist, dass Deutschland möglichst schnell die gefährlichen Atomkraftwerke und die klimaschädlichen Kohlekraftwerke stilllegt.“ Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) kritisiert zudem, dass der geltende Vorrang für Ökostrom in der täglichen Praxis häufig gar nicht umgesetzt werde. Vielmehr würden bei Netzengpässen oftmals Kohle- und Atomkraftwerke statt Wind- und Solarparks am Netz bleiben.
jogi54 meint
Alsoooo,
als es noch gar keine EEN Einspeiser gab, haben die Erzeugungsanlagen all das Auf und Ab lässig bedienen können. Heute wird genau den selben Anlagen zugestanden, stur Gundlast einzuspeisen und EEN Strom quasi zu verdrängen.
Verkehrte Welt.
Gleichzeitig ist es jedoch nicht erlaubt und möglich, als PV Betreiber mit eigener Batterie eine zeitliche Verschiebung der Einspeisung
jogi54 meint
[das Netz spinnt]
in Zeiten zu verschieben, in denen der Strom gebraucht würde.
LG jogi