Während die Vereinten Nationen in Paris um einen dringend notwendigen Kompromiss zur Begrenzung des Klimawandels ringen und sich von Deutschland dabei eine entscheidende Vorreiterrolle erhofft wird, erreicht uns daheim folgende ernüchternde Bilanz: Die Bundesrepublik ist und bleibt Braunkohle-Weltmeister – zumindest was die Förderung des besonders klimaschädlichen Energieträgers angeht.
Kohleausstieg nicht in Sicht
Kein Land der Welt, so die offizielle Statistik, förderte im Jahr 2013 so viel Braunkohle wie Deutschland. Zudem ist der rasante Anstieg erneuerbarer Energien im Strommix der Bundesrepublik nur eine Seite der Medaille. Noch im vergangenen Jahr lag der Anteil der Braunkohle an der Stromproduktion in deutschen Kraftwerken noch bei mehr als einem Viertel. Nicht nur Umweltaktivisten bezweifeln angesichts dieser Zahlen, dass die Bundesregierung ihr Klimaziel, die hiesigen CO2-Emissionen bis 2050 um mindestens 80 Prozent zu senken, realisieren kann.
Zwar hat der öffentliche Druck auf Kohlemeiler und Tagebaue in der jüngeren Vergangenheit deutlich zugenommen, vom Weg des schwedischen Staatskonzerns Vattenfall, der seine deutsche Braunkohle-Sparte zum Verkauf gestellt hat, ist der überwiegende Teil der Branche jedoch weit entfernt. Von einem absehbaren Kohleausstieg wollen die meisten Konzerne und Investoren nichts wissen und die von der Politik veranschlagte Reserverolle alter Kraftwerke kommt RWE und Co. mehr als entgegen.
Die Braunkohle-Branche sieht ihr Erzeugnis nicht nur als „flexiblen Partner“ der Energiewende, sie verweist auch auf über 21.000 Arbeits- sowie rund 1.400 Ausbildungsplätze in der Sparte. Zudem bleibe die Braunkohle nach dem Ausstieg aus der Atomkraft und der anstehenden Schließung der letzten Steinkohlekraftwerke Deutschlands letzte subventionsfreie heimische Energiequelle. Umweltverbände halten dagegen, dass die wahren Kosten der Braunkohle durch nicht berücksichtigte Gesundheits- und Sanierungskosten sowie Industrierabatte allein in diesem Jahr um 15 Milliarden höher seien als von der Statistik erfasst. In Wirklichkeit stecke die Braunkohle längst tief in den roten Zahlen und habe Deutschland außer einer deutlich zu einflussreichen Lobby nicht mehr viel zu bieten.
Bild © Pixelio, Dieter Schütz
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