Kurz vor dem Jahreswechsel belegte eine Marktstudie im Auftrag von Bündnis 90/Die Grünen , dass deutsche Haushalte unnötig hohe Gaspreise zahlen. Demnach setzten die Versorger, gemessen an den deutlich gesunkenen Beschaffungskosten, ihre Tarife in 2015 um zehn Prozent zu hoch an. Dass sie das überhaupt können, liegt nicht zuletzt auch an uns Gaskunden, denn im Gegensatz zum weitaus beweglicheren Strommarkt ist die Bereitschaft zum Gasanbieterwechsel hierzulande noch immer sehr viel weniger ausgeprägt.
Gaskunden nutzen ihre Marktmacht nicht
Ob Bank, Versicherung, Festnetz, Handy, Internet oder Strom – verglichen und gewechselt wird in Deutschland gern und oft. Und das ist auch gut so, denn es beschert nicht nur dem einzelnen Wechsler die jeweils günstigsten Tarife, es hält auch den Anbietermarkt und damit das allgemeine Preisniveau auf Trab. Nur eine Verbrauchergruppe – und die ist noch dazu äußerst groß – zeigt sich trotz hohen Sparpotenzials noch immer vergleichsweise wechselmüde: die Gaskunden. Sie machen den Versorgern das Geldscheffeln sogar so leicht, dass sich nun Vertreter der Monopolkommission und des Kartellamtes zu Wort gemeldet haben, um uns Verbrauchern ins Gewissen zu reden.
Die geringe Wechselbereitschaft der Gaskunden schwäche ihre eigene Marktmacht, wird beispielsweise Daniel Zimmer, Vorsitzender der Monopolkommission, in der „Welt am Sonntag“ zitiert. Der Druck auf die Versorgungsunternehmen könne erst dann wachsen, wenn mehr Haushalte einen Anbieterwechsel in Erwägung ziehen oder sich zumindet bei ihrem Versorger nach günstigeren Tarifen erkundigen würden. Bislang jedoch hätten die Anbieter keinerlei Anreiz, ihre Preispolitik zu ändern. Ähnlich bewertet auch Kartellamtspräsident Andreas Mundt die derzeitige Situation: Die Entwicklung an anderen Märkten habe gezeigt, dass Versorger preislich zum Vorteil der Verbraucher nachbessern müssten, sobald eine Vielzahl von Kunden einen bewussten Anbieterwechsel vollziehe.
Im Nachhall der Grünen-Marktstudie hatten Verbraucherschützer Eingriffe in den Gasmarkt seitens der Kartellbehörden gefordert. Monopolkommission und Kartellamt distanzieren sich bislang jedoch von einem solchen Schritt, da aus Sicht der Behörden keine Indizien für missbräuchliche Marktstrategien vorliegen. Mit anderen Worten: Gaskunden, ihr seid selbst schuld.
Bild © Pixelio, Ernst Rose
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