Zum Jahresausklang müssen sich Deutschlands Energieversorger nochmal den mahnend wedelnden Zeigefinger unter die Nase halten lassen: Laut einer Studie des Hamburger Forschungsbüros EnergyComment im Auftrag der Grünen fallen die hiesigen Gaspreise gemessen an den Beschaffungskosten deutlich zu hoch aus. Deutsche Haushalte, so die Marktanalyse, hätten 2015 rund zehn Prozent zu viel für Gas bezahlt.
Studie: Bundesweite Gaspreise um zehn Prozent überteuert
Gas ist billig – zumindest momentan. Neben weiteren technologischen Neuerungen hat insbesondere der umstrittene Fracking-Boom in Übersee für ein weltweites Überangebot und damit einhergehende Preisstürze auf Großhandelsebene gesorgt. Profitiert haben davon bislang jedoch nur die Versorgungsunternehmen. Während deren Gewinnmargen laut Studie im ausklingenden Jahr um zusätzliche 1,3 Milliarden Euro explodiert seien, habe sich bei den Heizkosten für Endverbraucher wenig bis gar nichts getan. Ein Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden habe 2015 mehr als 130 Euro zu viel gezahlt, da die Versorger die gesunkenen Beschaffungskosten nicht an ihre Kunden weitergaben.
Der Langzeitvergleich der Marktstudie offenbart einen klaren Trend: Zwischen Anfang 2012 und Ende 2015 sind die Kosten der deutschen Gasimporteure von durchschnittlich 2,95 auf 1,59 Cent pro Kilowattstunde gesunken. Bereits in den Vorjahren, so die Autoren der Studie, hätten die Unternehmen die purzelnden Gaspreise an ihre Kunden weitergeben müssen, spürbar vergünstigte Tarife blieben jedoch nahezu flächendeckend aus.
Immerhin: Ein Teil der Energieversorger, wenn auch die deutliche Minderheit, hat für den Jahresbeginn 2016 sinkende Gaspreise angekündigt. Die Vergünstigungen, von denen zunächst knapp vier Millionen Haushalte profitieren, bleiben im bundesweiten Schnitt jedoch bei unter fünf Prozent und damit bei einem Bruchteil der Gewinnmargen, die die Gasversorger einstreichen. Kunden, die bei den Preissenkungen gänzlich außen vor bleiben, raten Verbraucherschützer dringend zu Tarifvergleich und Gasanbieterwechsel.
Weiterführende Informationen und Grafiken zum deutschen Gasmarkt bietet auch ein aktueller Artikel zum Thema bei Spiegel Online.
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