Der automatisierte und intelligent gesteuerte Wohntraum von Übermorgen, kurz Smart Home, soll uns ein spürbares Plus an Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz bringen. Damit die Haustechnik aber überhaupt effektiv arbeiten kann, muss sie stets wissen, wo sich der bzw. die Nutzer gerade aufhalten. An dieser Stelle kommt das Thema Sensorik – oder wahlweise Überwachung – ins Spiel.
Energieeffizienz durch Audiosensorik
Ein internationales Forschungsteam (so fangen eigentlich nur Horrorfilme an, hierbei handelt es sich jedoch um eine Pressemitteilung des Austrian Institute of Technology) hat erstmals Mikrofone in intelligent gesteuerte Gebäude integriert, um den dortigen Energieverbrauch zu reduzieren. Es handelt sich hierbei um stark frequentierte, öffentliche Gebäude, innerhalb derer die Belegung der Räume durch Audiosensoren erfasst und an die Steuerungssoftware übermittelt wird. Auf diese Weise erkennt das Smart Home, wie viele Personen sich wann wo aufhalten, und kann den Einsatz von Heizung, Kühlung und Belüftung laufend an den aktuellen Bedarf anpassen. Das erhoffte Ergebnis: maximale Energieeffizienz und damit Kosteneinsparung.
Dass die Klimatisierung öffentlicher Gebäude enorme Kosten verursacht und man den Energieeinsatz moderner Heizungs- und Lüftungssysteme im Hinblick auf den realen Bedarf optimieren sollte, ist an sich keine neue Erkenntnis. „Üblicherweise werden Gebäudesysteme durch Temperatur-, Luftfeuchte- oder CO2-Sensoren geregelt“, erklärt Branislav Iglar vom Energy Department des Austrian Institute of Technology. „Diese Sensoren sind jedoch relativ träge – bis das System reagieren kann, hat sich die Situation oft schon wieder geändert.“ Dies bedeute unnötige Komforteinbußen und Energiekosten. Als weitaus effektivere Alternative habe man deshalb eine innovative Lösung auf Basis von Audiosensoren entwickelt. Die Mikrofone seien nicht nur kostengünstig, sondern auch schnell, so dass das System nahezu in Echtzeit auf die jeweilige Raumbelegung reagieren könne. Testläufe in zwei spanischen Einkaufszentren und Simulationsstudien am Mailander Flughafen hätten gezeigt, dass die Audiosensorik Energieeinsparungen von bis zu 70 Prozent ermöglicht.
Und wie steht es um den Schutz der Privatsphäre im abgehörten Smart Home? „Mit den hier verwendeten Mikrofonen ist keine Spracherfassung möglich, sie ermitteln ausschließlich den Geräuschpegel“, will uns Branislav Iglar beruhigen. Das klingt aus zweierlei Gründen eher nicht überzeugend. Zum einen stellt für mich bereits die Erfassung der schieren Anwesenheit von Personen innerhalb eines öffentlichen Gebäudes einen gewissen Bruch der Privatsphäre dar. Zum anderen dürfte eine Technologie, die so genau kalibriert wurde, dass sie zwischen menschlichen Geräuschen und denen der Umgebung unterscheiden und aufgrund dessen eine genaue Personenzahl ermitteln kann, durchaus in der Lage sein, noch genauere Einblicke zu gewähren.
Bild © Pixelio, Cornelia Menichelli
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.