Ende Januar ist in Niedersachsen der Startschuss ein neues Energiewende-Forschungsprojekt gefallen, von dem sich die dortige Landesregierung neben wissenschaftlichem Prestige und ökonomischer Verwertbarkeit vor allem einen Aufschwung für die in Norddeutschland schwächelnde Wasserkraft erhofft. An der Aller, einem Nebenfluss der Weser, planen Forscher der TU Braunschweig in Kooperation mit dem Stahlkonzern Salzgitter AG ein neuartiges Hochleistungswasserrad.
Wasserkraft als konstanter Energielieferant
Anders als die in Deutschland zwar deutlich intensiver genutzten, jedoch stetigen Schwankungen ausgesetzten Energiewende-Zugpferde Wind und Sonne kann die Wasserkraft – zumindest in der Theorie – einen konstanten Beitrag zur regenerativen Energieversorgung leisten. Immerhin liefern Flüsse auch bei Nacht und Windstille eine fortdauernde Strömung. Aber: Die klassische Wasserradtechnologie kann große Durchflussmengen, wie sie die Energiewende benötigt, nicht in ausreichendem Umfang bewältigen. Zudem fehlt es vielen Flüssen an der nötigen Fallhöhe, um mit der herkömmlichen Technologie eine nennenswerte Energieausbeute zu erzielen. Das künftige Hochleistungswasserrad an der Aller, das beide Problemstellungen lösen soll, könnte in diesem Sinne Pionierarbeit leisten. Ende 2017 soll die elf Millionen Euro teure Forschungsanlage in Betrieb gehen und mit der erneuerbaren Stromversorgung von rund 1.000 Haushalten neue Perspektiven für die Energiewende aufzeigen.
Innovation vs. Naturschutz
Während sich Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajic vom Projekt nicht weniger als eine „technische Revolution made in Niedersachsen“ verspricht, befürchten Naturschützer und – Achtung – der Landessportfischerverband ernstzunehmende Schäden im Hinblick auf die Flussfauna. Unter dem Deckmantel des Klimaschutzes würden noch immer Wasserkraftanlagen genehmigt, die sowohl für Deutschlands Strommix als auch die Energiewende schlechthin lediglich von marginaler Bedeutung seien, gleichzeitig aber immense ökologische Schäden nach sich ziehen könnten. Die hiesigen Fischwanderrouten diverser Arten müssten vor einer weiteren Zerstückelung durch Wasserkraftanlagen geschützt werden.
Bild © Pixelio, Manfred Mazi
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