Auf unserer Stromrechnung finden wir mehr Posten, für die wir zahlen müssen, als uns lieb ist: Uns wird die Produktion, der Transport und Vertrieb der verbrauchten Strommenge berechnet und darüber hinaus noch eine scheinbar immer länger werdende Liste verschiedener Steuern und Abgaben. Und dennoch zahlen wir über den Strompreis längst nicht alle Kosten der Energieerzeugung. Als sogenannte „externe Kosten“ bezeichnen Experten Klima-, Umwelt-, Gesundheits- und Materialschäden, die von der jeweiligen Art der Stromproduktion verursacht werden. Diese Kosten ereilen uns in der Regel erst nachträglich und indirekt, zahlen müssen wir sie trotzdem irgendwann.
Was nicht auf der Stromrechnung steht
Die Auswirkungen der Stromerzeugung auf Mensch, Material, Klima und Umwelt sind in den seltensten Fällen mit einem Preisschild versehen. Deshalb spiegelt sich die Nutzung bzw. Schädigung vermeintlich kostenfreier oder gemeinschaftlich genutzter Ressourcen wie Luft, Wasser und Erde auch nicht im Marktpreis für Energie wider. Vor allem die konventionelle Stromerzeugung durch fossile Energieträger und Kernkraft verursacht exorbitant hohe externe Kosten in Deutschland.
So entstehen beispielsweise durch den Abbau von Braun- und Steinkohle Bergbaufolgeschäden, zudem müssen die Sanierung von Tagebauen und das Abpumpen von Grundwasser finanziert werden. Der Betrieb von Kohlekraftwerken setzt gesundheitsschädliche Schadstoffe wie Feinstaub, Blei, Quecksilber, Cadmium und Arsen frei. Studien gehen davon aus, dass die Kohleverstromung pro Jahr mehr als 600.000 Fehltage unter den Bundesbürgern verursacht und Deutschlands Bevölkerung insgesamt an die 30.000 Lebensjahre kostet. Den Löwenanteil externer Kosten bei der fossilen Energieerzeugung machen jedoch die massiven Klimagas-Emissionen aus, die von Experten auf 14 bis 300 Euro pro Tonne CO2 beziffert werden.
Auch die Folgen des Betriebs von Kernkraftwerken und vor allem deren Hinterlassenschaften verursachen externe Kosten, die weit über den allgemeinen Strompreis hinausgehen. Die sichere Verwahrung radioaktiver Abfälle wird noch viele Generationen nach dem endgültigen Atomausstieg Deutschlands belasten. Die Kosten der Gesundheitsschäden durch den laufenden Betrieb von Kernkraftwerken, beispielsweise durch erhöhte Risiken von Krebserkrankungen, sind umstritten und schwer zu beziffern. Ähnliches gilt für die Wahrscheinlichkeit eines großen Reaktorunfalls. Diese mag in Deutschland niedrig sein, Tschernobyl und Fukushima haben uns jedoch die katastrophalen Auswirkungen solcher Unwahrscheinlichkeiten vor Augen geführt.
Bild © Pixelio, Jürgen Nießen
Datenquelle: Agentur für Erneuerbare Energien
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