Die Energiewende schreibt ab und zu wirklich bizarre Geschichten: Weil Produzenten von PET-Flaschen als Stromgroßverbraucher von der EEG-Umlage befreit sind, kommen die im Vergleich zum Mehrweg-Glas umweltschädlichen Einweg-Plastikflaschen günstiger in den Handel – und machen unser Pfandsystem deutlich ressourcen- und energieintensiver als eigentlich nötig.
Wie Strompreisrabatte unser Pfandsystem untergraben
Wie das ARD-Mittagsmagazin am gestrigen Montag berichtete, profitieren Herstellerfirmen von PET-Flaschen durch sogenannte Industrierabatte beim Strompreis. Da die Unternehmen besonders energieintensiv produzieren, also vergleichsweise viel Strom verbrauchen, sind sie von der Zahlung der EEG-Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien befreit. Mit dieser „Besonderen Ausgleichsregelung“ will die Bundesregierung die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Industriezweige sicherstellen. Abgesehen davon, dass die Strompreisrabatte für energieintensive Unternehmen schon seit Jahren im Kreuzfeuer der Kritik stehen, weil sie die finanzielle Last für die Energiewende ausgerechnet von den Schultern der größten Stromverbraucher des Landes nehmen, haben wir es hier mit einem besonders ärgerlichen Fall zu tun. Das Problem ist schnell umrissen: Da die deutlich ressourcenschonendere Wiederaufbereitung von Glasflaschen zwar auch Energie verbraucht, nur leider nicht so viel, dass diese Unternehmen ebenfalls in den Genuss einer EEG-Umlagebefreiung kämen, können die PET-Flaschen den Abfüllern entsprechend günstiger angeboten werden. Das Plastik ist also im staatlich subventionierten Marktvorteil.
Wir wollen der Bundesregierung und ihrem Instrument der Umlagebefreiung jetzt mal keine beabsichtigte Begünstigung von PET-Flaschenfertigern unterstellen. Aber sowas passiert eben, wenn man pauschal reguliert statt genau hinzusehen und nachzudenken. Hier findet sich wirklich vieles vereint: Umweltbelastung, Energieverschwendung, Marktverzerrung und finanzielle Fehlplanung – und das alles mit staatlicher Rückendeckung. Eventuell sollte man bei der Gelegenheit mal recherchieren, wie viele Rüstungsfirmen, Massentierhalter und Rohstoffspekulanten eigentlich von der EEG-Umlage befreit sind.
Bild © aksel, Pixelio
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