Früher hat man aus alten Brötchen Paniermehl gemacht, heute landen sie nach Ladenschluss tonnenweise im Müll. Um aus dieser Not zumindest noch eine gewisse Tugend zu machen, verfeuern einige Bäckereibetriebe ihre Brotüberschüsse mittlerweile in kleinen Biogasanlagen zu klimafreundlicher Energie.
Bäcker machen Biogas
er Trend, Nahrungs- oder Futtermittel energetisch zu verwerten, steht hierzulande derzeit nicht besonders hoch im Kurs. Kritiker bemängeln eine einseitige Dominanz von Mais und Raps in der Landwirtschaft und prangern Bioenergien als Flächenkonkurrenz und damit als Motor für steigende Lebensmittelpreise und letztlich den Hunger in der Welt an. Paradoxerweise landen in Deutschland dennoch jeden Tag nach Ladenschluss Wagenladungen von nicht verkauften Lebensmitteln auf dem Müll. Insbesondere Backwaren sind davon betroffen, da viele Filialen, speziell die an Supermärkte angeschlossenen, ein nahezu volles Sortiment bis in die Abendstunden vorhalten. Bis zu zehn Prozent der Backwaren, so schätzt die Branche, werden entsorgt, denn Brot vom Vortag kauft kein Kunde.
Im Gegensatz zum landwirtschaftlich geplanten Anbau von Energiepflanzen ist die Resteverwertung, auch von Lebensmittelabfällen, der Urgedanke des Biogases. Man könnte darüber streiten, ob zwölf Stunden altes Brot wirklich Abfall ist, aber machen wir uns nichts vor: Der Markt ist wie er ist, und ohne ein komplett verändertes Verbraucherverhalten werden die Müllberge aus Handel und Gastronomie nicht schrumpfen. Als Biogas können alte Brötchen immerhin noch die Energiekosten der Bäcker senken und einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Das scheint auch die Politik erkannt zu haben und fördert im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes mittlerweile kleine, dezentrale Biogasanlagen mit besonders hohen Vergütungssätzen. Dies könnte einem generalstabsmäßigen Energiepflanzenanbau auch deshalb entgegenwirken, weil ein 80-prozentiger Gülleanteil Voraussetzung für die erhöhte Förderung ist. Bäcker und Landwirte sollten sich also künftig zusammentun, um ihre jeweiligen Reststoffe branchenübergreifend zu verwerten.
Bild © Pixelio, Martin Büdenbender
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.